Leitlinien

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Weltlernen

Ausgangspunkt des Arbeitens und Lernens mit den Kindern sind ihre Fragen.

Wieso? Weshalb? Warum?

Die Fragen der Kinder sind nicht nur Ausdruck frühkindlicher Neugier, sondern sind und bleiben – auch mit zunehmendem Alter - die Grundlage für das Entdecken, Erforschen und Verstehen der Welt.

Die Fragen der Kinder werden in Büchern gesammelt. Im Kreis und auf der wöchentlich stattfindenden Versammlung wird gemeinsam nach Antworten gesucht. Dabei geht es in erster Linie um eine Hypothesenbildung, das Argumentieren, die Kommunikation der Kinder und Erwachsenen im Sinne der vier heute bedeutsamen Dimensionen der Bildung.

Karl Poppers Mutter fragte ihren Sohn nicht, wie es in der Schule war, sondern ob er eine gute Frage gestellt hatte.
Die Fragen haben einen höheren Wert als die Antworten.

Die Anforderung, die die Lernenden gegenwärtig und in Zukunft brauchen, verändern sich in hoher Geschwindigkeit. Um Antworten auf die Fragen der Gegenwart und Zukunft zu erhalten braucht es eine Veränderung im Bildungssystem, der wir auf verschiedenen Wegen begegnen wollten:

Unsere Idee ist es, eine intensive, dialogische Verknüpfung von Themen, Fragen und Ideen zu schaffen: wir nennen es das Prinzip des Weltlernens.

Beispiel „Europa“: Die Kinder präsentieren Ländervorstellungen mit Hauptstätten sowie geographischen, kulturellen, kulinarischen Besonderheiten.
Sie lernen den Klang der Sprache kennen, berichten ggf. von Reisen, Bekannten, Verwandten aus dem Land oder laden einen Einheimischen ein.

Durch das Prinzip ‚Input – Output – Network‘ wird hier das vernetzte Denken angeregt und gefördert.

Inputs geben Menschen – Erwachsenen wie Kindern - die Grundlagen für Problemlösungen der heutigen und zukünftigen Aufgaben unserer Welt.
Wenn das Lernen gewinnbringend außerhalb der Schule stattfinden kann, wird die Möglichkeit von Exkursionen und Reisen genutzt.

Bespiel: Kinder wünschen, planen und organisieren mit ihren Lernbegleitern die Erkundung einer Obstwiese, Wissen über Kreislauf des Wachstums, Bienen und Bestäubung. Eine Zusammenarbeit kann zum Beispiel mit Naturschutzverbänden stattfinden.

Bilingualität

Zum Weltlernen gehört nach unserem Verständnis der Aufbau einer effektiven Verständigungskompetenz in der Weltsprache Englisch.
Deshalb bieten wir ein bilinguales Schulmodell an.
Beim Erwerb von Fremdsprachenkompetenzen setzen wir ab der 1. Klasse auf das Prinzip der Immersion, das heißt: 
Durch die Anwesenheit eines Native Speakers erleben die Kinder die Fremdsprache Englisch als „Sprachbad“, in das sie eintauchen. In skandinavischen Ländern sorgt die Methode für bessere Englischkenntnisse im europäischen Vergleich.
Der Vorteil dieser Lernumgebungsform ab der ersten Grundschulklasse besteht im Wesentlichen darin, dass die Kinder ohne beständige Erinnerung daran, dass sie sich eine Fremdsprache erarbeiten, die englische Sprache ganz natürlich erlernen. Der Native Speaker wird mindestens während der Eigenzeit und während des Projekttages anwesend sein. Dabei tauchen die Kinder in die englische Sprache ein, hören Begriffe und Fachbegriffe auf Englisch und erlernen diese Wörter allein durch die Wiederholung und die Anwendung im situativen Kontext.
Zusätzlich erhalten die Kinder zwei Stunden Englischunterricht durch eine Fachkraft von Anfang an.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist für uns eine der wichtigsten Aspekte der Bildung, die für die Zukunft tauglich und notwendig ist.

Wir wissen, dass Kinder zukunftsorientiert denken können.
Wir wissen, dass sie ein höchstes Interesse an der Erhaltung und Verbesserungen ihrer Lebensgrundlagen haben.
Diesem Bedürfnis kommen wir explizit nach und geben damit Raum für ein echtes Lernen für das Leben.

Ein Kind fragt im Klassenrat nach, was die Kinder sich als Leckerei zu seinem Geburtstag wünschen. Ein Kind schlägt Erdbeeren vor, ein anderes widerspricht und erklärt, warum Erdbeeren im September keine gute Idee sind. Es kommt zum Gespräch über die CO2-Problematik. Die Thematik der Regenwaldzerstörung fließt ein. Die Kinder sind neugierig: Ein Projekt wird geboren. Alle tragen Infos und Ideen zusammen, es wird gesichtet und sondiert. Das Projekt endet mit einer Präsentation für Eltern und geladene Gäste sowie der Presse, mit Theater, Infotafeln und selbsterstellter Infobroschüre, Tipps zum klimafreundlichen Leben mit dem Schwerpunkt Essen, Flohmarkt mit dem Ziel der Patenschaft über ein Stück Regenwald.

Epochales Arbeiten und Projektarbeit finden zu gegebenen Zeiten nach Bedarf statt.
Erzeugt ein Thema eine wie oben beschriebene Resonanz, gilt es diese umgehend in die Unterrichtsgestaltung einzubinden.


Demokratisches Lernen

Wir folgen in der Freien Schule Rhein-Sieg dem Beschluss der Kultusministerkonferenz von 2018, wonach Schule ein Ort sein muss, an dem demokratische und menschenrechtliche Werte und Normen gelebt, vorgelebt und gelernt werden. 

Unsere SchülerInnen üben und erleben sich in Partizipation und Selbstverantwortung, sie erfahren demokratisches Handeln in einer lebendigen demokratischen Alltagskultur und werden durch geeignete Lernerlebnisse an die Staats- und Gesellschaftsordnung der rechtstaatlichen Demokratie herangeführt. 

Demokratisches Lernen beginnt im Klassenrat.
Diese Versammlung ist keine Randstunde im Stundenplan, sondern die Basis für das tägliche Lernen und Arbeiten.

Die demokratische und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Grundhaltung begünstigt die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Geschichte, sowohl aus dem lokalen als auch globalen Bereich.

Beispiel: PolitikerInnen besuchen die Schule, stellen sich, ihre Arbeit und ihre Ziele vor, beantworten Fragen der Kinder.
Die Kinder schreiben und gestalten selbst Ziele für ihre Region, ihr Bundesland oder Deutschland, bereiten eine Ausstellung vor, laden dazu ein und besuchen Arbeitsstätten politischer Arbeit.

Das Kinderparlament findet einmal in der Woche statt.
Hier werden Anliegen und Ideen für die ganze Schule eingebracht, diskutiert, evaluiert und ggf. nutzbar gemacht.

Schulversammlungen finden in regelmäßigen Abständen statt. Sowohl die Ergebnisse des Kinderparlaments als auch die Präsentationen von Arbeitsergebnissen aus den Lerngruppen stehen hier im Vordergrund.


Beziehungskultur

Wir wollen Wegbereiter einer besonderen Schulkultur sein.

Wir wollen Resonanz in der Lerngruppe erzeugen, indem wir Eigenverantwortung stärken, Selbststeuerung ermöglichen, die intrinsische Motivation erhalten, eine Schule des Vertrauens sind.    

Wir leben und arbeiten in gleichwürdigen Beziehungen.

Das Kennen und Achten der eigenen Bedürfnisse und die Empathie sind die Grundlagen für eine gewaltfreie Kommunikation (GfK).
Kinder brauchen dazu eine Grundhaltung der Achtsamkeit mit passender Sprachsensibiliät.
Sie lernen sich, ihre Gefühle, ihre Bedürfnisse und Wünsche kennen. Sie lernen Wege kennen, diese ohne den Einsatz von Gewalt erfüllen zu können.

Selbststeuerung erfordert eine hohe Disziplin und ist demnach nicht einfach zu erreichen. Hier gilt es zur Erreichung eigener Ziele Bedürfnisse zeitweise zurückzustellen, wenn zum Beispiel eine Themenpräsentation stattfinden soll.


Potentialentfaltung

Wir wollen einen Ort der Potentialentfaltung der Kinder sein, an dem sie diese gemeinsam mit uns stetig weiterentwickeln können.

Dazu setzen wir unsere Schwerpunkte auf Ausdruck (Expression), auf schöpferische Kräfte (Kreativität),
auf das Anstiften zur Aneignung von Selbstbestimmung (Empowerment) und auf Teamfähigkeit.

Potenziale zu erkennen gelingt über Beobachtung, Analyse, Austausch mit dem Umfeld, Umgang mit Angeboten und über die Kommunikation.

Das freie Schreiben, der freie Ausdruck in Kunst, Musik und Darstellung, auch in nichtmusischem Bereich wie Bauen und Konstruieren finden einen großen Raum in unserer Schule.



Handelndes Lernen

Handelndes Lernen  als begreifendes Lernen ist ein wichtiges Unterrichtsprinzip, vor allem in der Mathematik:

Im Bereich Arithmetik nutzen Kinder zum Lernen (große) Mengen und Montessori-Material, letzteres auch in den Bereichen Geometrie und Größen.

Beispiele für handlungsorientierte Mathematik sind der Matheladen.pdf und die Muggelsteinmathematik.pdf.


Jahrgangsübergreifende Lerngruppen/ Inklusion

Eine altersgemischte Lerngruppe ist die natürliche Umgebung von Kindern.

In einer solchen heterogenen Gruppe nehmen Kinder unterschiedliche Rollen ein. Sie profitieren einerseits von den Fähigkeiten anderer Kinder, in anderen Bereichen sind sie selber die Profis.

Die Freie Schule Rhein-Sieg ist eine Schule für Alle.
Wir erkennen die Unterschiede zwischen Menschen an und schätzen sie wert.
Vielfalt und Verschiedenheit –in den unterschiedlichsten Ausprägungen – ist ein wesentlicher Bestandteil der pluralen Gesellschaft und wird von uns positiv und konstruktiv genutzt.

Für jedes einzelne Kind, das unsere Schule als Lernort gewählt hat, werden wir zusammen individuelle Möglichkeiten zum Lernen und zur Potentialentfaltung ausloten und umsetzen.


Gruppe und Team

Die Bedeutung der Teamarbeit für die Bewältigung der Aufgaben der Zukunft ist allgemein bekannt.

Problemstellungen werden beispielsweise in sogenannten ‚Egg-Races‘ von verschiedenen Teams gelöst.
Die Rolle des Einzelnen im Team wird definiert und gestärkt.

Die Reflexion von Ideenfindung, Umsetzung und Beobachtung wird medienbasiert dokumentiert und der gesamten Gruppe präsentiert.


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